Obgleich sie sich hinsichtlich in Optik, Leistung und Aufbau etwas voneinander unterscheiden können, sind die meisten digitalen Hörgeräte alle nach einem sehr ähnlichen Prinzip konzipiert. Bei diesem wird der Schall mit der Hilfe eines Mikrofons in elektrische Wellen konvertiert. Ein integriert Chip liest die Daten aus und verarbeitet sie so weiter, dass sie über einen Lautsprecher in den Gehörgang geführt und dort wahrgenommen werden. Alle Details zur Funktionsweise von Hörgeräten sowie viele weitere wichtige Informationen verrät Ihnen unser folgender Ratgeber.
Die Geschichte des Hörgeräts – so fing alles an
Die Anfänge des Hörgeräts gehen bis in das 19. Jahrhundert zurück. Damals gab es natürlich noch keine digitalen Hörgeräte, sondern große Hörrohre in Trichterform. Mit der Zeit entwickelte man jedoch mehr und mehr Varianten, bis schließlich im 20. Jahrhundert der Mikrochip erfunden wurde und digitale Prozessoren auf den Markt kamen. Hier begann die eigentliche Erfolgsgeschichte des Hörgeräts, denn es boten sich auf einmal unzählige Möglichkeit, die moderne Technik auch zur Erhaltung und Verbesserung des Hörvermögens zu nutzen. Heutzutage sind viele Varianten so klein, dass sie heute kaum noch von außen sichtbar sind – für jede Person findet sich ein passendes Modell.
Aufbau und Funktionsweise des Hörgeräts im Detail
Es gibt inzwischen eine große Auswahl an Hörgeräten, deren genaue Funktionsweise natürlich variieren kann – der grundsätzliche Aufbau ist jedoch bei fast allen Geräten gleich. Prinzipiell setzt sich ein Hörgerät aus einem Mikrofon, einem Lautsprecher und einem Verstärker zusammen.
Der Schall gelangt zunächst in das Mikrofon und wird dort in elektrische Energie umgewandelt. Das Signal wird nun digital verarbeitet und verstärkt, so dass es durch den Lautsprecher in den Gehörgang gelangt. Hörsysteme sind heutzutage so regulierbar, dass störende Geräusche wie Straßenlärm einfach ausgefiltert werden. Jedes Gerät lässt sich individuell auf den Träger anpassen, um ihm ein bestmögliches Hören zu ermöglichen.
Hinter-dem-Ohr-Modelle, Receiver-In-Canal und Im-Ohr-Modelle – wo liegt der Unterschied?
Im-Ohr-Modelle und auch der Receiver-In-Canal übertragen die Signale unmittelbar in den Gehörgang des Trägers, während Hinter-dem-Ohr-Modelle zusätzlich über eine Leitung verfügen, die die Signale in das Ohr leitet. Betrieben werden Hörsysteme mittels einer kleinen, aber leistungsstarken Knopfzelle, die regelmäßig ausgetauscht werden muss.
So wichtig ist eine individuelle Anpassung des Hörgeräts
Sich einfach ein Hörgerät zu bestellen und es einzusetzen – das ist bislang nicht wirklich möglich, denn um das Hörvermögen zu optimieren, muss das Gerät erst einmal professionell eingestellt werden. Diese Aufgabe übernehmen Hörgeräteakustiker oder auch Audiologen, welche dabei die individuellen Bedürfnisse des Trägers berücksichtigen. Wer erstmalig ein Hörgerät nutzt, kann ein sogenanntes Hörtraining absolvieren, um Geräusche besser einschätzen und den Umgang mit der Hörhilfe zu erlernen. Dabei handelt es sich um ein von Hörgeräteakustikern oft empfohlenes Angebot, welches Hörgeschädigten den künftigen Alltag mit dem Hörgerät erleichtern soll, um sich Schritt für Schritt an das neue hören zu gewöhnen.
Individuelles Hören
Moderne Hörsysteme werden an den persönlichen Hörverlust angepasst, dabei werden tiefe Töne in der Regel anders als hohe verstärkt. Oft werden auch laute und leise Töne unterschiedlich verarbeitet. Nur so entspricht der Klang den individuellen Bedürfnissen, er ist angenehm und natürlich.
Räumliches Hören
Richtungsweisende Fähigkeiten: Hohe Töne werden für das Richtungshören benötigt – werden sie nicht mehr gehört, wird auch die Geräuschquelle nicht mehr genau lokalisiert. Moderne Hörsysteme ergänzen nicht nur die fehlenden Töne, sondern erkennen auch, aus welcher Richtung sie kommen. Im Straßenverkehr ist dies von besonderer Bedeutung, im alltäglichen Leben eine große Erleichterung. Die moderne Hörsystemtechnologie überträgt dafür die Mikrofonsignale vom rechten zum linken Hörsystem und umgekehrt. Gemeinsam zentral verarbeitet, bieten sie dadurch räumliches Hören einer neuen Generation.
Sprache Hören und verstehen
Störende Geräusche in den Hintergrund. Sprache in den Vordergrund. Hörsysteme bilden die natürliche Funktion des menschlichen Gehirns nach, unwichtige Signale herauszufiltern und wichtige hervorzuheben. So unterdrücken die Hörsysteme störende Geräusche und heben Sprache hervor.
Welche Hörhilfen es außerdem gibt
Neben Hörgeräten gibt es noch weitere Hörhilfen auf dem Markt, die das Hörvermögen unterstützen können. Prinzipiell unterscheidet man hier zwischen Hörgeräten und Hörimplantaten. Letztere entfalten ihre Wirkung unmittelbar im Ohr, während Hörgeräte vor allem den Schall verstärken. Nicht jede Variante eignet sich für jeden, daher sollte im Vorfeld mit dem Ohrenarzt besprochen werden, welche Hörhilfe die richtige ist. Handelt es sich um einen altersbedingten Verlust des Hörvermögens, ist ein Hörgerät allerdings für gewöhnlich die beste Lösung.
Nutzung und Wartung von Hörgeräten – was Sie selbst tun können
Sobald ein Hörgerät korrekt angepasst ist, werden die Hörgeräteträger in der Handhabung, Reinigung und Pflege unterwiesen. Damit man dies auch selbständig machen kann, natürlich ist Ihr Hörgeräteakustiker auch immer Ansprechpartner sollte es dabei Schwierigkeiten geben. Die Handhabung sollte immer auf die Motorik des Träger abgestimmt sein.
Besonders komfortabel sind automatische Hörgeräte, bei denen kaum persönliche Einstellungen erforderlich sind – es müssen lediglich regelmäßig die Batterien ausgetauscht werden. Ebenfalls kann die Lautstärke angepasst und bei einigen Modellen sogar das Smartphone oder der Mp3-Player mit der Lieblingsmusik angeschlossen werden. Prinzipiell haben diese Hörgeräte einen gewissen Stromverbrauch, da die kleinen Helfer natürlich auch Großes leisten müssen.
Mittlerweise gibt es auch Hörgeräte mit Akkus, dann kann man komplett auf Batterien verzichten. Man legt diese dann jeden Abend ihr ihre Ladestation.
Sprache hören und verstehen: So schalten Sie Ihr Hörgerät ein und aus
Einige Modelle von Hörgeräten verfügen über einen Kippschalter um das Gerät ein- oder auszuschalten. Heutzutage ist das manuelle Aktivieren nicht mehr nötig, da sich die meisten Geräte von alleine aktivieren, sobald die Batterien eingelegt worden sind. Wird das Hörgerät über Nacht nicht genutzt, sollten Sie die Batterien herausnehmen oder das Fach öffnen, damit Sie nicht unnötig Energie verschwenden.
Die Regulierung der Lautstärke, um Sprache hören und verstehen zu können, geschieht bei einem Großteil moderner Hörsysteme ohne weiteres Zutun. Jedoch haben Sie bei einigen Geräten die Option, die Lautstärke selbst auf ein für Sie angenehmes Niveau festzulegen. Dabei sind stufenlose Übergänge – wie beispielsweise durch einen Taster oder Kippschalter – möglich. Allerdings verfügen die meisten Systeme über eine Obergrenze, damit das Ohr nicht durch eine zu hohe Lautstärke noch weiter geschädigt wird.
Tipps und Tricks zur richtigen Bedienung von Hörgeräten
Nicht alle Systeme arbeiten durchgehend über das Mikrofon, sondern können einige Audiosignale unmittelbar aus einem Telefonhörer oder einer anderen Quelle empfangen. Was hierfür benötigt wird, ist die sogenannte Telefonspule, abgekürzt T-Spule, die ein Akustiker einschalten muss. Anschließend kann der Anwender aus verschiedenen Einstellungen wählen, wie beispielsweise „M“ für Mikrofon oder „T“ für T-Spule. Auch eine Kombination aus beiden sowie ein ständiger Wechsel sind bei zahlreichen Geräten möglich.
Viele Modelle sind außerdem mit unterschiedlichen Programmen zur Verstärkung des Audiosignals ausgestattet, die auf verschiedene Situationen im Alltag reagieren. So gibt es zum Beispiel Einstellungen für Gespräche in lauter oder leiser Umgebung, für Konzerte oder auch zum Fernsehen. Die verfügbaren Programme hängen vom jeweiligen Modell ab und werden vom Hörgeräteakustiker individuell auf die Bedürfnisse des Betroffenen angepasst. In der Regel genügen jedoch drei oder vier Programm für den Alltag – eine spätere Anpassung ist selbstverständlich noch möglich.
Räumliches Hören und mehr – welche Vorteile bieten Hörgeräte mit digitaler Steuerung?
Moderne Hörgeräte verfügen immer über eine digitale Steuerung, die gegenüber älteren Modellen viele Vorteile bietet. Hier kann das Gerät exakt an die Bedürfnisse des Betroffenen angepasst werden, was direkt am Computer geschieht. Alle auf das Gerät auftreffenden Signale werden auf digitalem Wege verarbeitet, wobei störende Geräusche sowie Rückkopplungen effizient ausgefiltert werden. Es gibt inzwischen sogar intelligente Geräte, die mit der Zeit dazu lernen und sich das Hörverhalten der jeweiligen Person „merken“. Sie speichern die Vorlieben des Trägers ab und erkennen auf diese Weise, welche Geräusche unterdrückt oder verstärkt werden sollen.
Besonders praktisch ist räumliches Hören – das bedeutet, dass das rechte und das linke Gerät stets aufeinander reagieren, damit ein harmonischer Klang entsteht. Der Träger kann auf diese Weise auch feststellen, wenn eine sprechende Person sich von rechts nach links oder in eine andere Richtung bewegt.
Ein klarer Vorteil bei modernen Hörgeräten ist eine drahtlose Funkverbindung, was bis vor einigen Jahren nicht selbstverständlich war. Hört man auf einem Ohr deutlich schlechter oder fast gar nicht, dann kann der eine Teil unabhängig arbeiten, den Schall aufnehmen und entsprechend an die Leistung des anderen Geräts anpassen.